Auf den Antillen by Ferdinand Emmerich

Auf den Antillen by Ferdinand Emmerich

Autor:Ferdinand Emmerich [Emmerich, Ferdinand]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Travel
Herausgeber: MOST Publishing


»So, Wetter, den Mittagsbraten hätten wir jetzt,« rief ich aus, als ich den Ziemer aus der Decke trennte. »Jetzt machen wir uns ein großes Feuer und braten uns das, was wir heute und morgen brauchen. Den Rest schenken wir den Füchsen.«

Dürres Holz fand sich in großer Menge. Es dauerte gar nicht lange, da loderte eine helle Flamme zu den Kronen der Laubbäume empor. Wetter fiel das Amt zu, die ausgeglühten Holzstücke auf eine Seite zu ziehen, um sie unter die schräggestellten Bratspieße, einige Bambusstöcke, aufzuhäufen, so daß die Glut das Fleisch braten konnte. In der Zwischenzeit sorgte ich für das Getränk, wir hatten uns einige Flaschen Mineralwasser mitgenommen, die ich in unsere vorher in den Bach getauchten Strümpfe steckte und sie an einer kühlen Stelle, wo sie der Luftzug traf, aufhing. So erreichten sie nach nicht langer Zeit die Temperatur des Eiswassers.

Unser Hunger ließ uns das Fleisch zerlegen, als es noch ein wenig sehr halb »englisch« war. Es mundete aber ausgezeichnet, und die eigentlich für Mittag und Abend bestimmte Ration verschwand im Handumdrehen, vorzüglich schmeckte dazu der durch das Mineralwasser gekühlte Whisky, dessen Genuß meinen Begleiter zu Lobsprüchen auf das Forscherleben anregte.

Wir hatten eben den letzten Tropfen des edlen Getränkes zu uns genommen, da drangen menschliche Stimmen an unser Ohr. Ich vernahm gemeine spanische Flüche, zornige Widerreden, untermischt mit herrischen Worten. Keuchend näherten sich fluchtartig heraufstürmende Männer....

»Nehmen Sie Büchse und Revolver zur Hand,« flüsterte ich meinem Begleiter zu und prüfte die Ladung in meiner eigenen Waffe. »Wenn uns das Gesindel zu nahe tritt, dann geben Sie unbedenklich Feuer.«

»Aber ich darf doch nicht auf Menschen schießen,« erwiderte Wetter ängstlich.

»Solange Sie nicht angegriffen werden, natürlich nicht. Aber ich besitze reiche Erfahrungen in der Behandlung von Menschen, die auf diese Art durch das Land streifen.... Geben Sie acht....«

Die letzten Worte galten zwei Männern, die vor uns aus den Büschen auftauchten und im Begriff standen, über unser noch unter der Asche glühendes Feuer hinwegzulaufen. Sie blieben überrascht stehen und fragten mit einem der lästerlichsten Flüche:

»Was sucht ihr hier? Herunter die Gewehre oder....«

»Oder? was?« fragte ich aufspringend und dem ersten den Lauf vor die Brust haltend. »Setzt euren Weg fort und laßt uns in Ruhe. Es könnte euch sonst leicht ein Unglück zustoßen.«

Inzwischen waren noch andere braune Gestalten an die Seite der ersteren getreten. Alle vier trugen eine Art Uniform, wie sie allgemein unter den Soldaten der Rebellen üblich war: mehr oder weniger abgetragene Hosen und Jacken und einen Hut, dessen Band die Farbe des jeweiligen Herrn und Führers zeigte. Die Hutbänder waren das einzig Uniforme bei den Kerlen.

Als sie sich vier gegen zwei sahen, wuchs ihnen der Mut. Einer der Banditen hatte unsern Fleischvorrat bemerkt und wollte sich mit einem höhnischen Lachen darauf stürzen. Zwei Schritte hatte er gemacht, da sauste ihm der Kolben meiner Büchse über den harten Schädel, daß er taumelnd zurückfiel und in die Knie brach. Trotz dieser Abfertigung stürzten sich die drei andern auf uns. Einer der Kerle warf sich zu Boden und riß mir hinterrücks die Beine unterm Leibe weg, so daß ich auf die Knie fiel.



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